Die Unfallchirurgie umfasst die Vorbeugung, Erkennung, operative und nichtoperative Behandlungen von Verletzungen und deren Folgezuständen, einschließlich der Nachsorge und Rehabilitation.
Die Aufgabengebiete der Unfallchirurgie umfassen die Unfallvermeidung, Unfallrettung, Verletzungsdiagnostik, operative und konservative Behandlung aller Verletzungen und deren Folgen in allen Altersstufen. Sie umfasst ebenso die Durchführung von wiederherstellenden, korrigierenden und plastischen Eingriffen.
Sie schließt die Behandlung von Erkrankungen des Skelettsystems und der Weichteile ein.
Ein weiterer Aspekt liegt in der Nachsorge und Rehabilitation von Verletzungen und die Begutachtung von Verletzungsfolgen.
1) Bandverletzungen des oberen Sprunggelenkes
Bandverletzungen
des oberen Sprunggelenkes sind sehr häufig und werden durch ein
Wegknicken im oberen Sprunggelenk nach außen oder innen hervorgerufen.
Es handelt sich jeweils um eine Verletzung des inneren oder äußeren
Kapselbandapparat. Die verschiedenen Außenbänder verstärken den
Kapselbandapparat auf der Außenseite und das Innenband verstärkt den
inneren Kapselbandapparat über mehrere Zügel in verschieden Richtungen.
Es können Bänderdehnungen von Teilrissen und kompletten Rissen
unterschieden werden. Bei relevanten Verletzungen kommt es zu einer
vorübergehenden Instabilität des oberen Sprunggelenkes außen- oder
innenseitig.Die Bandverletzung im Bereich des oberen Sprunggelenkes ist
seit vielen Jahren eine Domäne der konservativen Behandlung, es sollte
für 4-6 Wochen eine Sprunggelenksorthese zum Schutz des äußeren, bzw.
inneren Kapselbandapparates getragen werden, danach ist mit einer
Ausheilung der Bandverletzung zu einem ganz hohem Prozentsatz zu
rechnen. Nur bei ausbleibender Stabilität und immer wieder kehrenden
Instabilitätsattacken wäre ein operatives Vorgehen in Form einer
Bandplastik notwendig.
2) Bandverletzungen des Daumengrundgelenkes
Im
Bereich des Daumengrundgelenkes gibt es eine ellenseitige und
speichenseitige Verstärkung der Gelenkkapsel. Die speichenseitigen
Zerreißungen des Bandapparates sind selten und können meist konservativ
behandelt werden. Die ellenseitige Zerreißung des Kapselbandapparates
muss häufig operativ behandelt werden, da hier wegen eines Umschlagens
der Bandenden die konservative Therapie zu keinem guten Ergebnis führt
und die ellenseitige Belastung des Daumengrundgelenkes deutlicher höher
ist als die speichenseitige. Hier wird im Rahmen einer operativen
Revision die Naht des ellenseitigen Bandes durchgeführt, anschließend
erfolgt eine Ruhigstellung in entsprechender Schiene bis zur Ausheilung
des Bandes. Diese operative Behandlung wird auch in unserer Praxis
routinemäßig durchgeführt.
3) Beugesehnenverletzungen der Finger
Im
Bereich der Finger wird eine oberflächlich Beugesehne, welche zum
Mittelglied des Fingers zieht und tiefe Beugesehne, welche zum Endglied
des jeweiligen Fingers zieht, unterschieden. Beide Beugesehnen können im
Rahmen von offenen Verletzungen reißen oder durchtrennt werden. Danach
ist eine aktive Beugung im entsprechenden Gelenk nicht mehr möglich.
Deshalb muss in diesen Fällen immer eine offene Beugesehnennaht
durchgeführt werden. Dabei werden durch eine spezielle Nahttechnik die
beiden Sehnenenden wieder miteinander fixiert. Danach muss eine
aufwendige Gipsbehandlung über ca. 6 Wochen (Gipsbehandlung nach
Kleinert) erfolgen in Beugestellung des Handgelenks und der Langfinger.
Auch dieses operative Vorgehend samt der aufwendigen Nachbehandlung wird
in unserer Praxis durchgeführt.
4) Strecksehnenverletzungen der Hand
Die
Strecksehnen im Bereich der Hand werden über viele Zügel und
Querverbindungen gesichert, somit sind Strecksehnenverletzungen deutlich
weniger problematischer als Beugesehnenverletzungen. Im Streckerbereich
ist häufig, trotz Verletzung der Sehnenstruktur, noch eine aktive
Streckung über Seitzügel möglich. Bei sicherer Durchtrennung eines Teils
des Streckapparates wird häufig eine direkte Naht durchgeführt, die
Nachbehandlung ist weniger aufwendig und kürzer als im Bereich der
Beugesehnen.Strecksehnenverletzungen in Höhe des Endgelenkes sind
relativ häufig, auch im Rahmen von spontanen Rissen durch forcierte
kraftvolle Beugung im Endgelenk möglich. Hier kann meist eine
konservative Behandlung mit Ruhigstellung in einer speziellen
Plastikschiene erfolgen. Diese Plastikschiene (Stack'sche Schiene) muss
dann über 6-8 Wochen konsequent getragen werden, damit der
Strecksehnenansatz in Höhe des Endgelenkes vernarben kann.
5) Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule
Darunter
werden die Verletzungen in erster Linie im Rahmen von Verkehrsunfällen
zusammengefasst, die zu einer Krafteinwirkung auf die Halswirbelsäule
durch den Unfallmechanismus führen. Durch einen unerwarteten Aufprall
kommt es zu einer Beschleunigungsverletzung im Bereich der
Halswirbelsäule durch die Verzögerung des Körpers in Relation zum Kopf
und damit zum Energietransfer auf diesen Wirbelsäulenabschnitt. Es
können verschiedene Schweregrade unterschieden werden. Es kommt nach
unterschiedlich langem Intervall zu einer Muskelverspannung mit
ausstrahlenden Schmerzen kopf- oder fußwärts. In vielen Fällen kommt es
auch zu einer Bewegungseinschränkung im Bereich der Halswirbelsäule mit
Schonhaltung. Bei ausgeprägten und schweren Beschleunigungsverletzungen
kann es auch zu neurologischen Ausfällen und strukturellen Schäden im
Bereich der Halswirbelsäule kommen.Liegen keine Verletzungen knöcherner
Art oder der Kapselbandstrukturen der Halswirbelsäule vor, erfolgt eine
konservative Behandlung mittels Wärmeanwendungen und Schmerzmittel.
Höhergradige Knochenbrüche im Bereich der Halswirbelsäule oder
Bandverletzungen müssen ggf. operativ versorgt werden.
6) Meniskusverletzungen
Bei
den Menisken handelt es sich um halbmondförmige knorpelartige Scheiben,
die sich zwischen Oberschenkelknochen und Unterschenkelknochen im
Kniegelenk befinden. Es gibt einen Außenmeniskus und einen
Innenmeniskus. Am häufigsten bei Verletzungen ist der Innenmeniskus im
hinteren Anteil betroffen. Die Schädigungen der Menisken (Risse) kann
sowohl verschleißbedingt (am Häufigsten) als auch durch Verletzungen
hervorgerufen werden. Man unterscheidet Längsrisse, Lappenrisse,
Horizontalrisse und Korbhenkelrisse. Basisnah liegt eine gute
Durchblutung des Meniskus vor, hier können ggf. Risse bei jüngeren
Patienten refixiert und genäht werden. Bei verschleißbedingten Rissen
und basisfernen Rissen ist eine Refixation nicht möglich, hier erfolgt
die Teilentfernung des Meniskus. Beide operative Verfahren werden
routinemäßig in unserer Praxis im Rahmen einer Arthroskopie des
Kniegelenkes durchgeführt. » sehen Sie mehr
7) Seitenbandverletzungen des Kniegelenkes
Im
Bereich des Kniegelenkes gibt es ein inneres und ein äußeres
Seitenband, das innere Seitenband entspringt am inneren
Oberschenkelknochen und zieht zum inneren Schienbeinkopf und das
Außenband entspringt am äußeren Oberschenkelknochen und zieht zum
Wadenbeinköpfchen. Es handelt sich um Verstärkungen des inneren und
äußeren Kapselbandapparates sowie der Unterschenkelfaszien innen und
außen. Ursache für eine Verletzung der Seitenbänder ist fast immer einer
direkte Krafteinwirkung auf das Kniegelenk. Es wird zwischen
Banddehnungen, Teilrissen und vollständigen Bandrissen unterschieden.
Fast immer erfolgt eine konservative Behandlung der Innen- oder
Außenbandrisse am Kniegelenk. Die operative Behandlung ist im
Wesentlichen Kombinationsverletzungen mit daraus resultierender
ausgeprägter kombinierter Instabilität vorbehalten.
8) Vorderer und hinterer Kreuzbandriss des Kniegelenkes
Das
vordere Kreuzband ist eine Bandstruktur, die frei durch das Kniegelenk
zieht, vom vorderen inneren Schienbeinkopf zum hinteren äußeren
Oberschenkelknochen. Der Riss des vorderen Kreuzbandes ist eine häufige
Bandverletzung des Kniegelenkes und wird am häufigsten im Rahmen einer
sportlicher Betätigung (Verdrehtrauma) erlitten. Der Patient verspürt
häufig einen Riss oder Knall, in der Regel kommt es zu einer deutlichen
Ergussbildung im Bereich des Kniegelenkes mit Einblutung. In vielen
Fällen tritt im Anschluss daran, insbesondere bei jüngeren Patienten,
eine Instabilität des Kniegelenkes auf. Dies ist auch der Grund weshalb
in vielen Fällen eine operative Behandlung mit vorderer
Kreuzbandersatzplastik durchgeführt wird. Dabei wird eine Sehne aus den
inneren Weichteilen des Kniegelenkes und Oberschenkels entnommen und als
Transplant durch das Kniegelenk gezogen und das Transplantat an
Oberschenkel- und Unterschenkelknochen meist mit Schrauben fixiert.Die
Verletzung des hinteren Kreuzbandes ist deutlich seltener. Das hintere
Kreuzband ist auch eine frei durch das Kniegelenk ziehende Bandstruktur,
die vom hinteren Schienbeinkopf schräg nach vorne oben an den
Oberschenkelknochen innenseitig führt. Auch im Rahmen des Risses des
hinteren Kreuzbandes kommt es zur Ausbildung eines deutlichen
Gelenkergusses mit Einblutung. Führt der Riss des hinteren Kreuzbandes
zu einer s.g. hinteren Instabilität des Kniegelenkes ist auch hier die
operative Versorgung mittels hinterer Kreuzbandersatzplastik (ebenfalls
mit Sehnentransplantat) zu empfehlen. Aufgrund des breiteren Bandes ist
diese aufwendiger, doch in ähnlicher Weise wie im Rahmen der vorderen
Kreuzbandplastik durchführbar.